Gerade in der letzten Zeit so kurz vor dem ersten Jahrestag wird wieder viel von Japan berichtet. Natürlich vorrangig von den Geschehnissen um Fukushima. Das erste Entsetzen ist zwar verflogen, aber am Nachdenken bin ich immer noch. Oder richtiger gesagt: Wieder. Auch weil ich zumindest einen Menschen persönlich kenne, der zur Zeit in Japan studiert. Und ich mir deswegen umso mehr Gedanken mache. Was, wenn sie sich mit ihrer Aussage täuscht und die Gegend doch durch radioaktive Strahlung verseucht ist? Kurz: Ich habe Angst.
Dass ich die Politiker und die Betreiber der Atomkraftwerke (nicht nur Tepco, sondern weltweit) nicht verstehe, müsste eigentlich kaum betont werden. Es geht um ihre Gewinne, gut und schön. Aber warum keiner einmal über die nächsten Quartalsabrechnungen hinaus denkt, werde ich nie verstehen. Man könnte gerade meinen, jeder dieser Menschen lebt für sich allein, hat keine Familie, keine Freunde – und natürlich eine sichere abgeschottete Insel, in die er sich im Bedarfsfall zurückziehen kann. Wenn mir irgendjemand auf dieser Welt begreiflich machen könnte, warum die Atomkraft-Lobby nicht sagt „ok Atomkraft erweist sich immer mehr als contraproduktiv. Wir forschen und investieren unser Geld in erneuerbare Energien, es wird ja auch unserem Image gut tun.“ wäre ich sehr überrascht. Man sollte annehmen, dass Leute mit einer eigentlich hohen ‚Schulbildung‘ mehr über ihren Tellerrand hinaussehen können. Oder doch nicht?
Bis jetzt habe ich mich für Japan immer nur wegen der Kultur interessiert und es mögliches Urlaubsland angesehen. Aber gerade jetzt merke ich, dass sich diese Sichtweise verändert hat. Sicher, ich habe ’nur‘ die Berichte aus dem TV und da ist zumindest bei mir auch immer die Frage im Hinterkopf, wie sehr diese wirklich zuverlässig sind. Aber ich bewundere die Leute. Nicht, weil sie so stoisch aushalten, was ja auch teilweise gezeigt wurde. Sondern, weil die Menschen einander so helfen. Sich Lebensmittel bringen, in die verseuchten Gebiete fahren, um nach ihren Tieren oder alten Menschen zu sehen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht fort können. Ich weiß nicht, ob ich das in einer ähnlichen Situation tun könnte. Und gerade deswegen… Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Aber die Aktionen, um die Unterlassungen der Regierung bzw. der AKW-Betreiber aufzufangen finde ich… tja ich finde kein passendes Wort. Mutig, einzigartig tapfer. Das sind zwar Worte, die es recht gut beschreiben. Aber den ganzen Geschehnissen doch nicht ausreichend gerecht werden.
Dazu kam schon am vergangenen Sonntag ein Bericht im SWR: Fukushima – eine Reise durch ein verstörtes Land.
Natürlich kommen gerade jetzt viele Berichte zu dem Thema. Schließlich ist es der erste Jahrestag. Was ich mir auch erst bewußt machen musste. Wie schnell das Jahr vorbei ging und wie wenig ich doch an die Katastrophen in Japan gedacht habe. Neben dem Alltag ging es doch sehr unter. Ich erinnere mich noch gut an die vielen Berichte um 9/11. Da war es sehr ähnlich. Die Medien haben einen auf allen Kanälen mit Berichten bombadiert. Und ich wurde sehr ungläubig angesehen wg. meiner Aussage, dass ich einigen Jahren kein Hahn mehr danach krähen wird. Und jetzt? Ganz ehrlich – wer hört noch etwas von den Flugzeugabstürzen, wenn es nicht gerade Jahrestag ist. Vermutlich wird es mit den Katastrophen um Japan ähnlich gehen. Auch wenn diese wesentlich schlimmer sind. Trotzdem hoffe ich sehr, dass die daraus resultierenden Forderungen nach einem Ausstieg aus der Atomkraft umgesetzt werden. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Japan.
Und zu guter Letzt noch einen Link zum 18.03. kommt, da wird die Sendung noch einmal wiederholt. -> Fukushima.
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