Rot ist die Farbe

Heilbronn 37° von Henrike Spohr
Flexibler Einband, 256 Seiten
Erstausgabe : 23.07.2014
Emons Verlag
ISBN: 9783954513659

Tamara ist Künstlerin. Malerin, um genau zu sein.
Zusammen mit ihrem Mann Paul wohnt sie in Heilbronn und hat ihre erste Ausstellung vor sich. Und dafür malt sie auch auf Teufel komm raus.

So eine Ausstellung ist nunmal keine ‚mach ich mal eben so-Sache‘. Es fordert Zeit, Energie und damit nicht wenig Nerven.

Dazu kommen noch die wiederkehrenden Alpträume, von denen Tamara heimgesucht wird. Die hatte sie eigentlich schon hinter sich – hat sie gedacht.

Und nun sind sie wieder da und sie wird verfolgt. Da ist sie sich sicher! Oder ist doch alles nur Einbildung?

Vor 15 Jahren war die junge Tamara für zwei Wochen verschwunden und irgendwo in einem Keller gefangengehalten worden. Wo und von wem, hat sie nie verraten.
Auch nicht, nachdem durch dieses Ereignis ihr ganzes bekanntes und sicheres Leben den Bach runterging.

Auf der anderen Seite gibt es Anna und deren Mann Andreas, augenscheinlich erfolgreicher Anwalt Andreas.

Anna lebt den meisten Teil des Tages allein und wartet darauf, dass Andreas nach Hause kommt. Und gibt sich große Mühe, seinen hochgestellten Ansprüchen zu genügen. Das erste und wichtigste ist immer einen guten Eindruck zu machen und sich mit den richtigen Leuten zu umgeben. Schließlich ist der tadellose Ruf wichtig und darf nicht durch irgendwelche Leichtsinnigkeiten gefährdet werden.

Beide Frauen sind in ihren ureigensten Ängsten gefangen.
Einmal Tamara, die über die Arbeiten an ihren Bildern alles andere um sich herum zu vergessen scheint, so verbissen arbeitet sie an den Bildern. Schwarz – Weiß – Rot. Und in Acryl.

Gleichzeitig drängen die Erinnerungen immer mehr in ihr Bewußtsein und mit ihr das sichere Gefühl, beobachtet zu werden.

„Irgendwann, wenn du nicht daran denkst, werde ich zu dir kommen!“

Diesen Satz kann sie einfach nicht vergessen.

Und Anna – die überzeugt ist, dass ihr Mann ihr etwas verheimlicht.
Betrügt er sie?

Sie fängt an, ihrem Mann hinterher zu spionieren. Wo geht er hin? Die gutsituierte Gegend um die Armsündersteige wird dabei auch verlassen und die elegant gekleidete ‚Anwaltsgattin‘ (auf dem Papier zwar nicht, aber was zählt das heute noch) findet sich auch in in eher halbseidenen Spielhallen in wesentlich bodennäheren Gegenden wieder.

Nach und nach lernt man Tamara, Paul, Anna und Andreas besser kennen. Und erfährt auch deren Schattenseiten. Das kaum etwas wirklich so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Eine saubere Entwicklung, die sich da abzeichnet. Ganz besonders bei Tamara, die über ihre Gemälde ein Ventil für ihre Ängste findet und eine Menge an Mut aufbringt, denn ich ihr so gar nicht zugetraut hätte. Über die Bilder und den sich nach und nach ändernden Farben verfolgt sich die ändernde Denkweise von Tamara.

Es dauert daneben sehr lange, bis ich den verborgenen Tatsachen und dem Täter von damals auf die Schliche gekommen bin. In der Hinsicht wurde mir ein fein ausgeklügeltes Stück Kriminalgeschichte präsentiert, dass sich ein gutes Stück abseits der ausgetretenen Pfade bewegt.

Mit den Personen habe ich mich stellenweise leider ziemlich schwergetan. Nicht, dass sie nicht sauber und für sich stimmig agieren. Trotzdem waren sie für mich nicht immer so greifbar, wie ich es mir gewünscht hätte.

Ganz speziell Paul hat im Laufe der Geschichte zu viele Fragen aufgefordert. Seine Verbundenheit zu Anna und ihrem aktuellen Erleben war zwar ein spannender Punkt, den ich mir im Laufe der Geschichte gern hätte genauer erklären lassen. Es ist schade, dass gerade dieser im Verlauf der Ereignisse so hervorgehobene Aspekt am Ende sich einfach im luftleeren Raum aufgelöst hat und für den Leser keine Erklärung angeboten wurde.

Ähnlich ging es mir für der Katze, die auch eine tragende Rolle in den Ereignissen spielt. Es war zwar gut angedacht, aber wie es so schön heißt ’nicht Fisch, nicht Fleisch‘.

Im Fazit denke ich, dass dieses Debüt noch seine Kinderkrankheiten hat und ich nichts dagegen hätte, wenn mir die Autorin noch einmal über den Weg laufen würde.

(Bei einem kurzen Streifzug durch’s Netz bin ich gerade bei Osiander vorbeigekommen. Vor kurzem gab es dort auch eine Lesung und die Buchhandlung hat jetzt auch einen Link zu Lovelybooks geschaltet. Ich finde das auf der einen Seite eine gute Idee. So kann man auch noch andere Meinungen lesen. Auf der anderen Seite bin ich doch skeptisch, wenn ich veröffentlichte Beiträge an unerwarteter dritter Stelle wiederfinde).

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